
Handlungsempfehlung #ABCforJobs
Handlungsempfehlung #ABCforJobs
Was bleibt – und was jetzt zu tun ist
Das Projekt #ABCforJobs hat gezeigt, dass arbeitsorientierte Grundbildung nur dann Wirkung entfaltet, wenn sie konsequent an den realen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Teilnehmenden ansetzt. Erfolgsfaktoren sind praxisnahe Inhalte, flexible Lernsettings, begleitende Unterstützung und eine zielgruppenorientierte Kommunikation. Zugleich ist Motivation kein Nebenaspekt, sondern ein zentrales Element: Sie entsteht durch Freiwilligkeit, erlebbare Lernerfolge und eine wertschätzende Fehlerkultur. Lehrkräfte, Ausbilder*innen und Betriebe spielen hierbei eine Schlüsselrolle, indem sie kontinuierlich begleiten, Rückmeldungen geben und Mut zum Lernen machen.
Was bleibt – zentrale Erkenntnisse aus #ABCforJobs
- Zielgruppenorientierte Angebotsgestaltung
Bildungsangebote müssen berufsspezifische Inhalte, flexible Zeitmodelle und begleitende Unterstützungsangebote beinhalten. Kompetenzfeststellungsverfahren sind gezielt einzusetzen, um Lernwege passgenau zu gestalten und vorhandene Potenziale sichtbar zu machen.
- Motivation und Selbstwirksamkeit
Zertifikate, regelmäßiges Feedback und der Einsatz digitaler Tools wie Gamification stärken die Verbindlichkeit und machen Lernfortschritte sichtbar. Eine positive Fehlerkultur fördert die Bereitschaft, Neues auszuprobieren.
- Netzwerke und Kooperationen
Der Aufbau strategischer Netzwerke aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeitsverwaltung schafft Verlässlichkeit, ermöglicht Austausch und sorgt für nachhaltige Strukturen.
- Digitale Instrumente
Kompetenzfeststellungsverfahren wie der Digitaltest sowie Serious Games und VR-Anwendungen haben ein gewisses Potenzial zur Förderung schriftsprachlicher und digitaler Kompetenzen – vorausgesetzt, sie sind niedrigschwellig, didaktisch sinnvoll eingebunden und an die Zielgruppen angepasst.
- Branchenspezifische Curricula
Am Beispiel Hotellerie und Gastronomie wurde deutlich, wie wichtig die enge Orientierung an Arbeitsrealitäten und Bedarfen ist. Modularität, zeitliche und örtliche Flexibilität und die Möglichkeit zur Anpassung an heterogene Gruppen sind entscheidend für eine nachhaltige Umsetzung.
- Kommunikation und Ansprache
Erwerbslose, Erwerbstätige und Betriebe müssen jeweils in ihrer Sprache angesprochen werden. Leicht verständliche, visuelle und klare Botschaften erhöhen die Zugänglichkeit. Überzeugte Multiplikator*innen in den Betrieben, den Jobcentern und den Agenturen für Arbeit sind unverzichtbar, um Reichweite und Wirkung zu sichern.

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Handlungsempfehlung
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Ausblick und Forderungen – was jetzt zu tun ist
Auf Basis dieser Erfahrungen ergibt sich für die Weiterentwicklung arbeitsorientierter Grundbildung ein klarer Handlungsbedarf:
Strukturen und Netzwerke stärken
- Die Alpha-Dekade fortführen
In der Alpha-Dekade konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die aber kein Bestandteil von Regelförderstrukturen sind. Gute Praxis geht durch das Auslaufen der Förderperiode ohne Übergangsmöglichkeiten in Regelförderung verloren, obwohl weiterhin ein großer Bedarf besteht. Eine Fortsetzung in eine zweite Dekade sollte aufbauend auf den Erfahrungen das zentrale Ziel verfolgen, regelhafte und dauerhaft förderfähige Strukturen aufzubauen.
- Regionale Koordinationsstellen
Es braucht feste Strukturen, die Beratung, Angebotssteuerung und Netzwerkarbeit bündeln. Sie können als Anlaufstellen für Teilnehmende, Betriebe und Bildungsakteur*innen wirken, Übergänge sichern und Erfahrungen regional verankern.
- Netzwerke systematisch ausbauen
Regionale Alpha- und Grundbildungsnetzwerke sollten verstärkt aufgebaut und mit den Bedarfen von Betrieben und Branchen verzahnt werden. So lassen sich heterogene Zielgruppen differenziert ansprechen.
- Übergänge verbessern
Zwischen Kursen, Beratung und Arbeitsmarktintegration braucht es verbindliche Strukturen. Kursleitende allein können keine nachhaltige Vermittlung leisten – hier sind koordinierende Stellen gefragt, die weiterführende Schritte und abgestimmte Lernpfade ermöglichen.
- Verstetigung der Beratungsinfrastruktur
Es braucht zentrale Anlaufstellen, die über bestehende Netzwerke multiplizieren, um niedrigschwellige Beratung dauerhaft verfügbar zu machen.
Zielgruppen und Teilhabe sichern
- Fokus auf Migrant*innen
Da die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden einen Zuwanderungshintergrund hatte, muss diese Zielgruppe systematisch mit in den Blick genommen werden. Verfahren, Materialien und Angebote sind entsprechend anzupassen.
- Alphabetisierung und Arbeitsmarktförderung verzahnen
Mitarbeitende in Jobcentern, Arbeitsagenturen und Beratungsstellen benötigen mehr Wissen und idealerweise auch Instrumente, die sie nutzen können, um Grundbildung systematisch in ihre Beratungspraxis zu integrieren.
- Fortsetzung niedrigschwelliger Ansprache
Angebote wie das ALFA-Mobil haben sich bewährt und sollten dauerhaft gefördert werden.
Unternehmen einbinden
- Unternehmen als Partner*innen
Betriebe sollten stärker in den Blick genommen werden – sowohl mit flexibleren Zugängen zu Förderangeboten für Beschäftigte als auch mit klarer Darstellung des Mehrwerts für ihre Personalentwicklung. Eine zu enge Zielgruppendefinition (z. B. ausschließlich Alpha-Level 3/4) verhindert Kooperationen und sollte vermieden werden. Dabei ist zu bedenken, dass die Gewinnung von Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) zeitaufwändig und kleinteilig ist.
Datenerfassung und Förderung
- Verbesserung der Datenerfassung
Systeme wie VerBIS sollten Schreib- und Lesekompetenzen differenziert nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen und einer Differenzierung von mündlichen und schriftlichen Sprachkompetenzen erfassen, um gering literalisierte Personen gezielt zu erreichen.
- Flexibilisierung der Förderlogik
Projektförderungen sollten eine größere Freiheit bei der Angebotsgestaltung, bei den Zielgruppen und bei der Mitwirkung von Organisationen erlauben. Nur so lassen sich passgenaue Angebote entwickeln.
- Einheitliche Begrifflichkeiten
Eine stärkere Orientierung am Wording der Arbeitsmarktförderung (z. B. „arbeitsorientierte Grundkompetenzen“ statt „Grundbildung“) kann die Anschlussfähigkeit an bestehende Systeme erleichtern.
Digitale Möglichkeiten nutzen
- Technologische Innovation nutzen
Serious Games, VR und KI bieten neue Möglichkeiten, Lernprozesse zu unterstützen. Modellprojekte sollten die Potenziale erproben, zugleich aber auch kritisch reflektieren.

Arbeitsorientierte Grundbildung ist insgesamt noch wenig verbreitet und braucht verbindliche Strukturen, flexible Angebote, innovative Methoden und starke Netzwerke. Sie darf nicht als isoliertes Bildungsangebot verstanden werden, sondern muss Teil einer umfassenden Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsstrategie sein. Nur so können Teilhabechancen nachhaltig verbessert, Unternehmen wirksam unterstützt und die Potenziale aller Menschen für den Arbeitsmarkt erschlossen werden.
Herausgegeben von
GFFB gGmbH
Projekt #ABCforJobs
(Projektlaufzeit 01.11.2021 bis 31.10.2025)
Mainzer Landstraße 349
60326 Frankfurt am Main
Autorinnen
Katja Rodtmann, GFFB gGmbH
Barbara Wagner, GFFB gGmbH
Diese Publikation wurde im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026 mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter dem Förderkennzeichen W-1505A-AOG gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin/beim Autor.
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